WM in Moskau: Teil 3

Bevor es für Mieke in 3 Tagen schon zur nächsten Weltmeisterschaft nach Kopenhagen geht kommt hier der 3. und letzte Teil ihres Berichts von der Bahn-WM in Moskau.

Vor dem Finallauf fühlte ich nicht die Aufregung vor Aufregung, aber auch nicht die Aufregung vor „Nichtaufregung“ … sondern Freude, ich freute mich richtig darauf, über die Planken zu brettern!

Wie immer beim Start lenkte ich nach unten … aber wurscht … das einzige woran ich mich vom Finallauf erinnere waren einige Menschen, die rund um die Bahn verteilt sich die Seele aus dem Hals brüllten. Und an Herrn Liese kann ich mich erinnern, der fast immer hinter der Ziellinie stand, was bedeutet, dass ich vor meiner Gegnerin war. Nur als ich das letzte mal aus der Zielkurve kam, stand er nicht hinter der Linie, sondern kam wie ein wilder auf mich zu gerannt … er hat sich wohl gefreut … denn der Schuss ertönte zuerst auf der Zielgeraden, also auf meiner Geraden. Das bedeutete, dass ich wirklich gewonnen hatte … ich war Weltmeisterin!!!

Schnell rückte Lars, der Physio, an und übergab mir die Flagge, welche an mein Maskottchen Tauchibauchi gebunden war. Ich fuhr meine Ehrenrunden und brüllte wie Hulk … aber was solls, ich bin soeben Weltmeisterin geworden … von nun an war mir alles egal!

Wie im Traum verging nun die Zeit bis zur Siegerehrung. Viele, viele Umarmungen und einige Freudentränen später trank ich einige Liter Wasser, um dann zur Dopingkontrolle zu watscheln. Auch das ging wie immer sehr schnell bei mir …

In der Box erklärte man mir noch, wie man sich das Trikot überstreifen lassen sollte, damit es nicht doof aussieht und wie man auf dem Podest stehen sollte … dass man sich bei der Hymne zur Flagge dreht, wusste ich aber auch selber.

So wurde also die Mieke, die Weltmeisterin in der Einerverfolgung über 2000 Meter, geehrt.

Als kleines Kind konnte ich immer nicht verstehen, wieso die Sportler bei Olympia auf Siegerehrungen immer heulen … jetzt versteh ich es.

Am Abend strichen wir noch ein wenig durch Moskau, kamen aber nicht weit, weil wir um ein Uhr in der Nacht schon zum Flughafen mussten … wir machten also durch, mir war jetzt alles egal!

Am Flughafen angekommen schlugen wir unser Lager auf … zwischen den ganzen Koffern konnte man auf dem Boden schlummernde, auf Gepäckwagen dösende und an Taschen lehnende, schmollende Sportler finden, die sehnsüchtig auf den Check-In warteten.

Da ich am Sonntag (es war ja schon Montag) so viel Glück hatte, musste ich jetzt dafür büßen … mein Flieger sollte im 6:10 Uhr abfliegen, auf der Tafel stand aber, dass der Flieger erst um 10:00 Uhr eintreffen würde. Schon mal sehr, sehr ernüchternd! Um 9:00 Uhr stand dann da 11:00 Uhr … ich schmollte … um 10:00 Uhr da 11:30 Uhr … ich glaubte nicht mehr daran, wieder nach Hause zu kommen … dann stand da 12:00 Uhr … ich bekam mächtig Kohldampf … dann stand da 12:05 Uhr und wir mussten uns vom Gate 3 zum Gate 17 begeben, wahrscheinlich um an möglichst vielen Duty-Free Shops vorbei zu kommen. Am Gate 17 warteten wir weiter und nach einer Unmenge an nicht verständlichen Duchsagen schien es so, als ob da tatsächlich ein Flieger war, der uns mit nach Düsseldorf nehmen würde … unfassbar!

Der Flug war doof!

In Düsseldorf angekommen erwartete mich ein kleiner Empfang bestehen aus Mutti, Vereinsmitgliedern und Trainer … die Mieke wird ja nicht alle Tage Weltmeisterin … und ich konnte auch wieder lachen!

Schon aufregend so eine Reise nach Moskau, bei der man auch noch Weltmeisterin wird.

Hier geht es zurück zum ersten und zum zweiten Teil.
Die Fotos aus Moskau gibt es hier. 

WM in Moskau: Teil 2

Am Donnerstag schlug also die Stunde der Wahrheit, für Lisa F. gleich zwei mal …

Vor dem Frühstück stiegen wir zu einer unmöglichen Uhrzeit auf die Rolle, eine halbe Stunde Kreislauf andrehen.

Beim Frühstück war die Stimmung schon angespannt … doch ich war nicht vor Aufregung aufgeregt, sondern weil ich nicht aufgeregt war. Klingt unlogisch, ist aber eigentlich völlig klar.

Die ganze Vorbereitung lief einigermaßen planmäßig ab und so langsam kam dann doch die Anspannung. Dann ging es zum Start … noch fünf Sekunden … „nein, nein, stopp, stopp, stopp…“, rief Lisa F., unser Start wurde abgebrochen, Lisa war mit dem falschen Fuß vorne … jetzt hatten wir noch eine Chance, und ich zitterte und zitterte in der Startmaschine … schrecklich!

Beim Start machte ich meinen obligatorischen Schlenker auf die Cote d’azur … sonst lief es ganz gut an … bis es unseren Dreier, den wir so oft geübt hatten, auf dem die ganzen Medaillenhoffnungen lagen, zerriss.
Immerhin waren wir schneller als die letzten … das war aber auch kein Trost.

Am Abend

war noch das Punktefahren von Lisa Fischer … aber an dem verfluchten Donnerstag sollte nichts mehr rund laufen, so stand die arme Lisa eine Stunde vor dem Hotel, ihr Start rückte näher und näher, doch es kam kein Shuttlebus mehr. Schließlich wurde sie abgeholt, aber mit dem Stress reichte es zu keiner Medaille, sie wurde fünfte – war aber glücklich diesen Tag hinter sich zu haben.

Jetzt hatte ich erst mal zwei Tage Ruhe, in der Zeit frustete ich noch ein bisschen vor mich rum, fuhr eine Menge KB und schaute mir einige Wettkämpfe auf der Bahn an, auch den ersten Tag von Lisas Küllmers’ Omnium. Von Wettkampf zu Wettkampf lief es runder bei ihr, und als bestes Ergebnis legte sie einen dritten Platz im Ausscheidungsfahren hin.
A pro pos hinlegen … das tat sie auch … im oder nach dem Scratchrennen, man weiß es nicht, vielleicht flog sie auch stilvoll über die Ziellinie … aber die Hauptsache ist, dass sie sich nicht so sehr wehgetan hatte … nur die Socken waren kaputt.

Die Stunden rannen dahin

und ich machte nichts … Laufen und Radfahren verträgt sich nicht, sagte Herr Liese, der Bundestrainer – tja, welch schlimmes Schicksal.

Zwischendurch bekam man mit, dass Weinstein im Punktefahren gewonnen hat … unglaublich, dachte ich …Weltmeister …
… und nur weil der Herr Weinstein Weltmeister geworden ist, konnte Lena am nächsten Tag starten. Denn nur dadurch blieb Herr Liese länger auf der Bahn und bemerkte ihr Fehlen auf der Startliste.

Auch die Teamsprinter waren erfolgreich – und ich fragt sie, sie sich das anfühlt … Weltmeister … wow!

Am Sonntag

wurde es dann noch mal ernst für Lena und mich und wieder saßen wir morgens vor dem Frühstück auf der Rolle. Beim Frühstück kam wieder das altbekannte Gefühl der Aufregung vor lauter „Nichaufregung“ … echt ein komisches Gefühl.

Lena startete als erste, ohne Gegnerin. Ich war im siebten Lauf dran, gegen eine Australierin … eine Australierin … was haben sich die Leute nur dabei gedacht, wieso ich?

Doch es war ja nur halb so schlimm … ich war dann doch schneller als die Australierin und das Warten begann. Mit einer Zeit von 2:27:117 Minuten hatte ich schon mal was vorgelegt … doch als im letzten Lauf die Dänin zweimal fehlstartete und somit aus dem Wettkampf genommen wurde … und es klar war, dass ich um Gold fahren würde, konnte ich es nicht richtig schnallen.

Ich stand also im großen Finale … booooaaar …

Ich hatte dann zwischen Vorlauf und Finale noch 2 ½  Stunden Zeit und pfiff mir Bananen rein, Zeit für Mittagessen war nicht mehr. Zwischenzeitig kamen die anderen Mädels von der Tribüne gestürmt und freuten sich mehr als ich mich freuen konnte … allen voran Lisa Küllmer, war ja auch klar. 😉

Bahnerkundung mit Christina und JessikaSo lag ich also in der Box, die Beine hochgelegt, und starrte die Deckenkonstruktion der Halle an … ich träumte schon von der Siegerehrung und machte mir tatsächlich Hoffnungen, den Finallauf zu gewinnen.

Hier geht es weiter zu Teil 3

… und hier zurück zu Teil 1

 

 

 

 

DM Zeitfahren und Bundesliga-Abschluss in Genthin, 28.8.2011

Erfolgreiche Titelverteidigung!

Miekes Erfolgsserie reißt nicht ab: Nachdem sie mittlerweile so ziemlich alle deutschen Meistertitel gewinnen konnte gelang ihr heute in Genthin im Einzelzeitfahren auf der Straße über 15 Kilometer auch die erste erfolgreiche Titelverteidigung!

Der Titel im Einzelzeitfahren auf der Straße war der erste (und einzige) nationale Titel, den sie im Jahr 2010 gewinnen konnte.
Nun sind ja viele schon froh, wenn sie überhaupt einmal einen Meistertitel erringen können. Bei Mieke wird es langsam eine echte Aufgabe, die Übersicht zu wahren, ist sie nun doch alte und neue Zeitfahrmeisterin, dazu Berg-, Straßen- und Bahnverfolgungsmeisterin.

Und dazu, nicht zu vergessen, immer noch ziemlich frisch gebackene Weltmeisterin in der Einzelverfolgung. Gerade eine Woche lagen zwischen dem Rennen in Moskau und der Titelverteidigung in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Woche, in der nicht zuletzt auch Zeit zum Feiern sein sollte. Eine Woche, in der Mieke kein Zeitfahrrad bewegt hat. Eine Woche, in der auch der Körper mal Ruhe wollte und eine kleine Auszeit forderte: Training auf Sparflamme war angesagt. Schließlich steht mit der Straßen-WM in Kopenhagen in der 3. Septemberwoche ein weiteres absolutes Saisonhighlight auf dem Plan.

Um so erfreulicher (und vielleicht auch ein wenig überraschend) war der erneute Titelgewinn im Einzelzeitfahren, mit 13 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierte Lisa Fischer (die wohl den 2. Startplatz der deutschen Juniorinnen in Kopenhagen erhalten wird) und 1:01 Minuten auf die drittplatzierte Susanne Lokmani.

Die DM im Zeitfahren war zugleich auch das letzte Rennen der diesjährigen Bundesligasaison der Juniorinnen. Wie in ihrem ersten Jahr als Juniorin beendet Mieke auch diese Saison auf Platz 2 der Gesamtwertung. Konnte sie in ihrem ersten Jahr noch davon profitieren, dass Konkurrentin Lisa Fischer ein Rennen weniger fuhr und so in der Gesamtwertung hinter hier rangierte war es dieses Jahr genau anders herum: Mieke musste krankheitsbedingt auf das Rennen in Überherrn verzichten, Lisa Fischer nutzte diese Chance und zog in der Gesamtwertung quasi uneinholbar davon. An dieser Stelle auch an Lisa: herzlichen Glückwunsch zum Bundesligasieg 2011!
Und wo wir schon bei Lisa sind: das Podium komplettiert wird von Miekes „Spezi“ Lisa Küllmer, auch an sie gehen natürlich Glückwünsche für die Podiumsplatzierung!

Hier geht es zum kompletten Ergebnis des Zeitfahrens …
… und zur Gesamtwertung der Bundesligasaison 2011 

Mehr Bilder folgen …

Weltmeisterin in der Einzelverfolgung!

Siegerehrung in MoskauIm Finale der 2.000m-Einzelverfolgung bei der Bahn-Weltmeisterschaft der Junioren in Moskau erreicht Mieke mit über eineinhalb Sekunden Vorsprung vor ihrer Gegnerin Georgia Williams aus Neuseeland das Ziel und wird Weltmeisterin!

Schon in der Qualifikation war sie mit 2:27,117 Bestzeit gefahren und um 7/10 Sekunden schneller als ihre Konkurrentin.

Im Finale konnte Mieke sich noch einmal um 4/100 Sekunden steigern – sie gewann mit 2:27,113  und wurde Weltmeisterin.

Aus der Presse:

 

Hier geht es zu den Bildern aus Moskau und von der Rückkehr …

Miekes Thüringenrundfahrt: Teil 3

Am Tag des Zeitfahrens war die Anspannung größer, als bei den Straßenrennen zuvor … das lag sicherlich auch daran, dass der Bundestrainer Thomas Liese hinter mir her fuhr, um mich genauestens, im Hinblick auf die Juniorenweltmeisterschaft, zu beobachten.
Das Zeitfahren war mich sicherlich nicht auf den Leib geschnitten, gleich vom Start weg ging es 500 Meter bergauf. Sowieso, was will man auch anderes erwarten bei der Thüringenrundfahrt, ging es fast die ganze Zeit berauf oder bergab … aber ich hatte mich ja schon dran gewöhnt und vom meckern werden die Hügel auch nicht flacher!

Ich liebe ja Zeitfahren, auch wenn es hügelig und kurvig ist … und auch die Tatsache, dass ich schon 450 Kilometer in den Beinen hatte hielt mich nicht davon ab, mit Freude in den Wettkampf zu gehen!

Und so stand am Ende mein Name in der Mitte der Ergebnisliste. Das stellte mich eigentlich ganz zufrieden! Es war zwar kein Paradezeitfahren meinerseits, so hab ich mal ’ne Kurve verpasst, mal hab ich den richtigen Gang nicht gefunden – aber Spaß gemacht hat’s wenigstens!

Somit war mein Ziel, bei der Thüringenrundfahrt  bis zum Zeitfahren zu kommen erreicht und die Rundfahrt für mich beendet!

Und ich stelle fest, dass das Gequäle die Hügel hoch im Nachhinein doch Spaß gemacht hat!

Zurück zu Teil 1 … / zurück zu Teil 2