Am Donnerstag schlug also die Stunde der Wahrheit, für Lisa F. gleich zwei mal …
Vor dem Frühstück stiegen wir zu einer unmöglichen Uhrzeit auf die Rolle, eine halbe Stunde Kreislauf andrehen.
Beim Frühstück war die Stimmung schon angespannt … doch ich war nicht vor Aufregung aufgeregt, sondern weil ich nicht aufgeregt war. Klingt unlogisch, ist aber eigentlich völlig klar.
Die ganze Vorbereitung lief einigermaßen planmäßig ab und so langsam kam dann doch die Anspannung. Dann ging es zum Start … noch fünf Sekunden … „nein, nein, stopp, stopp, stopp…“, rief Lisa F., unser Start wurde abgebrochen, Lisa war mit dem falschen Fuß vorne … jetzt hatten wir noch eine Chance, und ich zitterte und zitterte in der Startmaschine … schrecklich!
Beim Start machte ich meinen obligatorischen Schlenker auf die Cote d’azur … sonst lief es ganz gut an … bis es unseren Dreier, den wir so oft geübt hatten, auf dem die ganzen Medaillenhoffnungen lagen, zerriss.
Immerhin waren wir schneller als die letzten … das war aber auch kein Trost.
Am Abend
war noch das Punktefahren von Lisa Fischer … aber an dem verfluchten Donnerstag sollte nichts mehr rund laufen, so stand die arme Lisa eine Stunde vor dem Hotel, ihr Start rückte näher und näher, doch es kam kein Shuttlebus mehr. Schließlich wurde sie abgeholt, aber mit dem Stress reichte es zu keiner Medaille, sie wurde fünfte – war aber glücklich diesen Tag hinter sich zu haben.
Jetzt hatte ich erst mal zwei Tage Ruhe, in der Zeit frustete ich noch ein bisschen vor mich rum, fuhr eine Menge KB und schaute mir einige Wettkämpfe auf der Bahn an, auch den ersten Tag von Lisas Küllmers’ Omnium. Von Wettkampf zu Wettkampf lief es runder bei ihr, und als bestes Ergebnis legte sie einen dritten Platz im Ausscheidungsfahren hin.
A pro pos hinlegen … das tat sie auch … im oder nach dem Scratchrennen, man weiß es nicht, vielleicht flog sie auch stilvoll über die Ziellinie … aber die Hauptsache ist, dass sie sich nicht so sehr wehgetan hatte … nur die Socken waren kaputt.
Die Stunden rannen dahin
und ich machte nichts … Laufen und Radfahren verträgt sich nicht, sagte Herr Liese, der Bundestrainer – tja, welch schlimmes Schicksal.
Zwischendurch bekam man mit, dass Weinstein im Punktefahren gewonnen hat … unglaublich, dachte ich …Weltmeister …
… und nur weil der Herr Weinstein Weltmeister geworden ist, konnte Lena am nächsten Tag starten. Denn nur dadurch blieb Herr Liese länger auf der Bahn und bemerkte ihr Fehlen auf der Startliste.
Auch die Teamsprinter waren erfolgreich – und ich fragt sie, sie sich das anfühlt … Weltmeister … wow!
Am Sonntag
wurde es dann noch mal ernst für Lena und mich und wieder saßen wir morgens vor dem Frühstück auf der Rolle. Beim Frühstück kam wieder das altbekannte Gefühl der Aufregung vor lauter „Nichaufregung“ … echt ein komisches Gefühl.
Lena startete als erste, ohne Gegnerin. Ich war im siebten Lauf dran, gegen eine Australierin … eine Australierin … was haben sich die Leute nur dabei gedacht, wieso ich?
Doch es war ja nur halb so schlimm … ich war dann doch schneller als die Australierin und das Warten begann. Mit einer Zeit von 2:27:117 Minuten hatte ich schon mal was vorgelegt … doch als im letzten Lauf die Dänin zweimal fehlstartete und somit aus dem Wettkampf genommen wurde … und es klar war, dass ich um Gold fahren würde, konnte ich es nicht richtig schnallen.
Ich stand also im großen Finale … booooaaar …
Ich hatte dann zwischen Vorlauf und Finale noch 2 ½ Stunden Zeit und pfiff mir Bananen rein, Zeit für Mittagessen war nicht mehr. Zwischenzeitig kamen die anderen Mädels von der Tribüne gestürmt und freuten sich mehr als ich mich freuen konnte … allen voran Lisa Küllmer, war ja auch klar. 😉
So lag ich also in der Box, die Beine hochgelegt, und starrte die Deckenkonstruktion der Halle an … ich träumte schon von der Siegerehrung und machte mir tatsächlich Hoffnungen, den Finallauf zu gewinnen.
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