Es geht wieder los, liebe Leute!
Mit der Energiewachttour startete ich in meine Straßensaison … und es lief gar nicht mal so schlecht.
Nach eine gewissermaßen chaotischen Anreise kam ich letztendlich doch noch in Het Pagedal, einer Bungalowsiedlung, an … zwischenzeitig hatte ich die Hoffnung kurz aufgegeben, doch noch anzukommen. Aber bei mir scheinen An-und Abreise ja immer etwas anders und nicht ganz planmäßig abzulaufen.
Die erste Etappe bestritt ich direkt auf meinem neuen Schätzelein, ein Apex Chase mit charakteristischen, elektrifizierenden Zügen. Schönes Gefährt!
Es lief etwas durchwachsen, ich musste mich erst mal wieder an die Hektik im Feld gewöhnen. Die Beine waren aber erstaunlich gut und ich konnte auf der Windkante gut Löcher stopfen.
Ungewöhnlich an der Etappe war auch das mehrmalige Stehenbleiben auf Grund von geschlossenen Schranken, geöffneten Brücken und Krankenwagen auf der Rennstrecke. Ich erinnere immer wieder gerne daran, dass ich einst ausgelacht wurde, als ich fragte, ob eine Streckenführung über Bahnschienen verlaufe …
Die zweite Etappe lief schon besser für mich, ich beendete das Rennen in der zweiten Gruppe und konnte damit durchaus zufrieden sein.
Viel spektakulärer als unser Rennen, war das Rennen der Materialfahrzeuge. Als Materialwagen unsere Gruppe überholten, spürte ich das, was ich im Januar in Qatar vermisste … einen Sandsturm!
Da die Sträßchen in Holland sehr schmal sind, blieb den Verrückten nichts anderes übrig, als mit Dauerhupe mit 100 km/h über den Acker zu brettern, dort Haken zu schlagen, um Schlaglöchern auszuweichen, und halb im Graben zu landen.
Uns blieb nur übrig zu hoffen, dass die Strecke geradeaus führte und direkt vor uns nichts und niemand war.
Nun komme ich zu etwas sehr schönem, einer Disziplin im Radsport, welche im Französischen „Contre la montre“ genannt wird. Im englischen „Individual Timetrial“ oder kurz „TT“. Und auf Deutsch, wie ich finde einen sehr unmalerischen Namen trägt, welcher die Finessen dieser Disziplin nicht ausreichend hervorhebt, sondern nur kurz und knapp den Ablauf dieses Wettstreits beschreibt.
Das Einzelzeitfahren!
Die Strecke kannte ich nur von einem Video … und auch die Vorbereitung war alles andere als optimal … aber ich habe bei dieser Rundfahrt in kurzer Zeit gelernt, einfach mal gelassen zu bleiben.
Und drei Minuten vor dem Start hatte ich sogar einen Transponder am Rad, also wieso stressen, es sind doch noch ganze 180 Sekunden bis zum Start!
Und dann lief’s einfach. Meine Beine taten was sie tun sollten … ich musste quasi nur noch gucken, lenken, überholen, atmen, gequält schauen, sabbern, mich quälen, atmen, sabbern, atmen, sabbern, mich quälen, Druck-Zug, Druck-Zug, 1-2-3-4-5 … 197-198-199, Druck-Zug, wo war ich?! 198-199 … bis zur 200 reichte meine Hirnleistung nicht mehr!
Komisch … wenn ich so intensiv über diese Disziplin nachdenke, ist das Zeitfahren gar nicht mal sooo geil!
Also lieber nicht immer so intensiv nachdenken:
Meine Beine taten also was sie tun sollten … ich musste quasi nur noch gucken, lenken, überholen!

Mieke Contre la montre vor energiegeladener Kulisse bei der DM im Zeitfahren am 22.6.2012
Etappe 3b war ein Straßenrennen über 6 Runden à 13 km. Start war um 17:30 Uhr am Tag des Zeitfahrens. Es war ja sooo kalt!!! Ich möchte nicht in der Haut einer Sportlerin stecken, die zwei Kilometer vor dem Ziel noch in einen großen Graben stürzte? Platschte? Versank? … Die Gute war dann wohl wach!
In unserer Bungalowunterkunft wurde es langsam etwas leerer, Laura musste, nachdem sie im Einzelzeitfahren (mit Straßenrad) aus der Karenzzeit gefallen ist, leider abreisen … so hatten wir jetzt 11 Betten für noch fünf Sportlerinnen J.
Die vierte Etappe (eigentlich die Fünfte) war sehr hart! Es war ja schon auf den anderen Etappen nicht gerade langsam … doch wenn man auf einer 33,5 Kilometer Runde ungefähr nur 300 Meter Rückenwind hat, in einer Gruppe mit 30 Frauen fährt und höchstens 10 Fahrerinnen in einen Kreisel passen … weiß man, was „typical Dutch“ bedeutet. Dazu kam auch noch, dass drei Runden nicht reichten … es mussten vier Runden (134 km) mit lächerlichen 1,2 Kilometer Rückenwind sein.
Kein Kommentar! 😉
Nach dieser Etappe hatte ich schon Bange vor dem nächsten Tag, nochmal 100 km! Doch halt, es waren nur 99,9 km. Gott sei Dank keine dreistellige Zahl!
Entgegen meiner Befürchtungen verlief das Rennen eher wie eine gemütliche RTF als „typical Dutch“.
Das gelbe Trikot von Ellen van Dijk war save und es schien, als sei jede Fahrerin etwas müde. Doch alle nur Menschen.
Trotz zahlreicher kleiner Infekte im Vorfeld war die Energeiwachttour ein erfolgreicher Formtest. Ich kann jetzt gestärkt in die Straßensaison einsteigen!
→ Hier geht es zur Webseite der Rundfahrt mit allen Ergebnissen, vielen Bildern und Videos.
→ Fotos vom Sturz in den Graben bei Sportfoto Photoagency/Dick Soepenberg auf facebook