Meine erste WM: Teil 2

Zweiter Teil meines Berichts über meine Erfahrungen bei der WM in Offida. Den ersten Teil gibts hier …

Am Morgen wurden wir unsanft von einem Gewitter geweckt.

Unser Hotel lag ja mitten auf dem Berg und so waren wir mitten in einer Wolke … Die Fenster waren nur einfach verglast, sodass nach jedem lauten Donnern die Scheibe vibrierte.
Ich konnte überhaupt nicht mehr schlafen, aber Sarah-Lena meinte, dass sie alles nur am Rande mitbekommen hätte! Komisch, sonst schlafe ich immer wie ein Steinchen … .

Um 8:30 Uhr gab es Frühstück und bald machten wir uns schon auf zur nächsten Trainingseinheit. Einmal Berg runter und wieder rauf zur Zeitfahrstrecke.
Als wir in Offida ankamen, konnte ich mir immer noch keine Kurve merken.

Tja und dann fuhren wir wieder runter ins Tal. Am Anstieg zum Hotel angekommen, ließen wir uns an der B-Säule hochziehen (was man bei einer WM alles lernt … die Säulen des Autos … bemerkenswert!). Mit einem dreißiger Schnitt ging es bergauf – alles Training! ;-)
Oben angekommen, merkte man, dass das Hochziehen mindestens genauso anstrengend war, wie das Hochfahren, nur in den weiter oben angesiedelten Gliedmaßen (den Armen!).

Nach dem Mittagessen (es gab, wie jeden Tag, Kohlenhydrate satt!) ging es wieder zur Massage, diesmal in der Werkstatt (ein alter Tanzsaal) von Grundi, dem Mechaniker, dort war es einfach zu schön!
Tja … und so verbummelten wir schön entspannt den Mittwoch!

Italienische Verhältnisse und deutschsprechende Polizisten

Die Nacht war zwar nicht von Gewitterdonner geprägt, aber von einem Müllauto, das schlaftötend quietschte.
Als wir aufstanden, war die Aufregung direkt groß: „uuuuaaahh, morgen ist der Tag, auf den ich soo lange gewartet habe“ – verrückt, oder?
Beim Frühstück trafen wir auch gleich auf Lisa Poller, Charlotte Bock und Lisa Fischer, die in der Nacht angekommen waren. Immer noch war unklar, wann die Zeitfahrstrecke komplett abgeriegelt ist, um mal die Ideallinie zu testen …
Also schlichen wir wieder aus dem Zimmer und warteten. Nach einer halben Stunde warteten wir immer noch und nach einer weiteren halben Stunde rief Herr Liese von der Leitersitzung an, wir sollten uns doch sofort aufmachen zur Zeitfahrstrecke, die Strecke sei nur noch bis 12:00 Uhr gesperrt.
Also sprangen wir schnell zu Grundi ins Auto, der mit uns zur Strecke fuhr. Kurz vor Aquaviva mussten wir ein Stück auf der abgesperrten Strecke entgegen der Fahrtrichtung fahren … eigentlich nicht möglich … die Strecke war ja abgesperrt … aber Italiener nehmens’ nicht so genau und wenn man einfach, als wenn nichts wäre, auf die Strecke abbiegt, sagt keiner was, gucken nur alle wie die Autos! In Aquaviva angekommen, stiegen wir schnell auf die Räder und Grundi machte seine Erfahrungen mit einem italienischen Polizisten:

Grundi: „So, komm, jetzt mach ma wech da…“ (er wollte wenden)
Polizist: „Kann ich ihnen helfen?“ (dieser Herr war der deutschen Sprache mächtig!)
Grundi: „Nönö, ich äähhm, ich will nur wenden …“

Leider konnte jetzt theoretisch hinter jeder Kurve ein Auto kommen, in dem Leute wie wir saßen, die sich so durchgemogelt hatten … also musste Grundi mit dem Auto vorfahren, sein Lebens aufs Spiel setzen und hupen, falls da etwas auf der Ideallinie entgegenkam! Es kam auch was, aber Grundi hat nicht gehupt! Uns ist nichts passiert …
Drei Kilometer vor Offida fuhr  ich dann meine erste EB …da hatte ich mir aber ein schön hügliges Stückchen ausgesucht!

In Offida trafen wir auf Thomas Liese, der fuhr dann noch mal mit uns nach Aquaviva, wieder auf der abgesperrten Zeitfahrstrecke …wir sind halt in Italien!
Noch einmal fuhren wir die Strecke ab, wenigstens konnte ich mir jetzt schon die gefährlichsten Kurven merken … half mir dann ja im Wettkampf aber auch nichts! Es gab anschließend noch ein bisschen Motortraining im Tal bevor es (im Auto) wieder zum Hotel ging. Nach dem Mittagessen hieß es dann wieder einmal faulenzen und Massage … wunderbar!
Tja und dann gab es das letzte Abendessen vor dem großen Tag und jeder ging so seiner Wege. Ich ins Bett!

Oh Mann Oh Mann, was war ich aufgeregt … ich träumte verrückte Dinge, die alle was mit dem Wettkampf zu tun hatten!

FREITAG 6. AUGUST

Um 8:00 Uhr gab es Frühstück, ich bekam kaum was runter. Warum nur? Als wir um 9:20 Uhr in Aquaviva ankamen, hatten Grundi und Hardi (der Physio) schon ein Plätzchen reserviert, auf dem wir uns in aller Ruhe  vorbereiten konnten.
— Ich werde schon wieder ganz unruhig, wenn ich an den Tag denke … —
Um 11:22 Uhr war mein Start, Sarah-Lena war bereits um 11:04 Uhr gestartet …

Tja, und da fuhr ich also schön, wie geübt die Ideallinie, ich sah die erste gefährlich Kurve, fuhr nach außen, bremste an, ging in die Kurve und im nächsten Moment lag ich im Gras und schrie:„Sch****!!!“, im nächsten Moment stand ich dann irgendwie wieder über meinem Rad und schrie:„Sch*****!!! … Die Kette ist ab! Die Kette ist ab! Die Keetteee iist aaaabb!!!“, der Mechaniker sagte nur noch, ich solle mich doch konzentrieren … und dann fuhr ich auch schon wieder …!

Auf meinem Auflieger konnte ich nicht mehr richtig liegen, weil die Schale für den Arm verschoben war, also fuhr ich so halb liegend weiter … Langsam hörte ich vor mir eine Lautsprecherstimme und kurz danach hatte ich immer wieder eine Belgierin vor mir, fast hätte ich sie noch gekriegt, aber dann war da schon das Ziel!
Heulend fuhr ich irgendwo hin und wartete auf einen Betreuer … Herr Liese kam und sagte nur:„Sch****!“, denn Sarah-Lena war, wie ich erfuhr, in der selben Kurve gestürzt.
In der Box wurde ich dann erst mal vom Doc versorgt und kurz danach fuhr ich schon zum Hotel. Sarah-Lena war schon mit dem Rad vorgefahren – Beine ausfahren – am Anstieg luden wir sie doch noch ein und fuhren hoch.
Dort angekommen mussten wir duschen, nicht der Hygiene wegen, sondern um die Wunden auszuspülen. Ich machte wohl einige lustige Brummgeräusche, während das Wasser über meine Wunden lief.

Nach dem Duschen musste ich noch mal auf die Rolle, schließlich war am Sonntag das Straßenrennen und meine Beine sollten zumindest etwas frisch sein. Es machte zwar keinen Spaß, aber man konnte sich in aller Ruhe seine Gedanken machen.

<to be continued>

 

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