Etappe VIII: Bad Schandau

Heute ist es soweit, ich werde das erste Mal wieder ohne Satteltaschen und Gepäckträger Rennrad fahren. Ich starte schon um acht Uhr dreißig. Genau weiß ich selber nicht wieso …denn ich habe ja eigentlich alle Zeit der Welt.

Das Frühstück war lecker.

Hier oben auf dem Berg hängen noch die Wolken fest und es ist noch ziemlich frisch … zehn Minuten später, unten an der Elbe angekommen, ist es gleich schon wärmer. Einmal überquere ich die Elbe und dann stehe ich auch schon im ersten Berg des Tages. Trotz abgebautem Zusatzgewichts am Rad stelle ich mit leichter Ernüchterung fest, dass ich immer noch selber treten muss um voran zu kommen. Der leichte Frust wandelt sich aber sehr schnell in pures Staunen beim Anblick der ersten Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch die Baumkronen suchen, um dann die wilden Felsformationen in ein warmes Licht zu tauchen.

Des Öfteren vergesse ich das Training und hole die Handykamera raus. Mein Vater sagt immer: „Multitasking ist Quatsch!“. Recht hat er … freihändig, mit Blick auf das Handydisplay gerichtet, einen Berg runter fahren, dabei lenken und das ein oder andere Mal bremsen ist nicht möglich. Trotzdem habe ich ein paar Bilder schießen können. Nur so für mich als Erinnerung, denn einen besonderen künstlerischen Wert haben diese Aufnahmen nicht.

Die Sonne lacht und lacht und ich auch. Das einzige was mir langsam ziemlich auf den Geist geht, sind die NPD-Wahlplakate an jedem zweiten Laternenpfosten. Da lacht mich immer so eine blonde, junge Frau an, ihr Name ist wahrscheinlich Maria … und auf dem Plakat steht:“ Maria statt Sharia!“. Das schlimme ist, dass Plakate anderer Parteien hier vollkommen in Unterzahl sind. Und wenn ich bergauf fahren muss, ziehen diese einfallsreichen Sprüche viel langsamer an mir vorbei als mir lieb ist.

Nach einer kurzen Cross Einheit einen Kopfsteinpflasterweg, mit sagen wir siebzehn bis zweiundzwanzig Prozent Gefälle, hinunter zur Elbe … geht es wieder hoch, zum Glück asphaltiert … und nur fünfzehn bis zwanzig Prozent Steigung. So ist das hier … alles was man runter fährt, muss man auch wieder hoch fahren, wenn man auf einem Berg wohnt.

Als ich wieder an der Jugendherberge ankomme, ist es erst Mittagszeit. „Und was macht ich jetzt?“

Ich laufe zum Aufzug mit dem ich mir gestern schätzungsweise fünfzig Höhenmeter gespart habe. Den Weg, den ich mich gestern mit dem Rad hochgequält habe, dokumentiere ich in Form digitalen Bildmaterials.

Zu Mittag esse ich in einem kleinen Lokal am Marktplatz … kaufe noch schnell etwas im Supermarkt, steige in den Zug und fahre nochmal nach Dresden … tja. So. Nach eineinhalb Stunden muss ich auch wieder zurück fahren und gönne mir den Luxus eines Taxis hinauf zur Unterkunft, denn der Bus fährt nicht mehr und auf Laufen habe ich nur wenig Lust.

So habe ich unnütz Geld ausgegeben und mir die Zeit vertrieben … muss auch mal sein.

Morgen werde ich hier den letzten Tag verbringen. Hoffentlich mit genauso schönem Wetter wie heute. Bis dahin!

Die Mieke

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