Nach einer erholsamen Nacht in Wolfsburg steige ich wieder auf mein schnelles Sportgerät. Ich bin früh dran in der Hoffnung, dass der Wind morgens noch nicht so stark sein wird. Meine schlaue App hat mir nämlich verraten, dass ich heute wieder mit reichlich Wind von vorne beschenkt werde.
Meine Hoffnung geht in Erfüllung und ich kann die ersten fünfzig Kilometer schnell abhaken. Zudem ist traumhaftes Wetter!
Irgendwie geht es die ganze Zeit tendenziell bergauf. Bergauf spürt man den immer stärker werdenden Wind wenigstens nicht so stark.
Die Landschaft ist … tja … so mitteldeutsch halt … hügelig mit viel Feld und ab und zu mal Wald.
Noch vierzig Kilometer: Mir schwant schlimmes, als ich mir die Windräder so anschaue. Volle Kraft voraus gegen Mieke. „Gutes Training, Mieke … nur gutes Training!“
Erstaunlicherweise nur noch vierundzwanzig Kilometer: Mein Garmin macht „Tüdelü“, ich solle in dreihundertfünfunddreißig Metern den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt beenden.
„Ai ai Sir!“, denke ich mir und folge den Anweisungen meines fast immer treuen Wegweisers.
Gestern hatte ich ja ein wenig kritisiert, dass das Garmin keine Lust mehr hätte und vornehmlich für Radfahrer gesperrte Bundesstraßen bevorzugte … diese Kritik schien es sich zu Herzen genommen zu haben und überrascht mich heute mit ein wenig (6 Kilometer) Paris Roubaix vom Feinsten! Auf diesen ganzen sechs Kilometern – ungefähr siebenundzwanzig Minuten – ist mir kein Auto begegnet … Das Garmin scheint doch recht sensibel zu sein was Kritik angeht …
„Lieber kämpfe ich gegen Wind als gegen Kopfsteinpflaster“, dieser Gedanke war falsch. Das stellte ich schon nach zehn Metern Asphalt und Gegenwind fest. Vor mir liegen noch siebzehn Kilometer. Ich habe mal wieder keine Lust mehr.
Jedem verlorenen Windschatten in Form von Autos, trauere ich hinterher … aber ich habe es ja so gewollt.
Naja die letzten Kilometer sind immer die längsten … und so schleppe ich mich bis nach Calbe an der Saale. Auch hier leitet mich das Garmin noch einmal knapp einen Kilometer über Kopfsteinpflaster … es scheint fast so, als wäre es eingeschnappt.
Was ich hier mache in Calbe? Ich warte auf einen Zug – dieses Mal aber nicht spontan, sondern geplant. Da der Wind die nächsten Tage ordentlich aus Osten wehen wird, habe ich beschlossen dem ein Schnippchen zu schlagen und per Zug nach Dresden zu düsen.
„Der Bahnhof ist aber ein ziemlich unheimlicher Ort …“ Geräusche wie im wilden Westen und keine Menschenseele auf dem verlassenen Bahnhof. Außerdem kommt dann und wann mal ein bisschen Dach vom Himmel geflogen.
Ich steige also in den Zug und fahre nach Dresden. Morgen werde ich hier meinen Ruhetag verbringen. Mal sehen was die Stadt so zu bieten hat.
Übrigens noch Frohe Ostern!