Etappe II: Damme-Nordenham

 

Das Wetter passt schon mal … es sieht so aus, als würde ich heute trocken bleiben. Es ist zehn Uhr und ich rolle vom Hof der Jugendherberge in Damme. Hundertzwanzig Kilometer sind es bis nach Nordenham an der Weser, kurz vor Bremerhaven.

„Oh, Sonnenstrahlen, schön!“, denke ich mir als ich die ersten Meter fahre … irgendwie ein komisches Gefühl. Damme sah noch so heimisch aus, das wird sich bald ändern, je weiter ich in den Norden fahre.

Heute kommt der Wind ausnahmsweise mal von vorne links.

Bis jetzt allerdings ein laues Lüftchen im Vergleich zu gestern. „Wow, siebenundzwanzig Kilometer pro Stunde im Gegenwind … das habe ich gestern nicht geschafft.“ Meine Prognosen für den Schnitt dieser Etappe verbessern sich erheblich bei der Geschwindigkeit. Nach zwei Stunden und zwanzig Minuten schaue ich wie viele Kilometer ich bereits hinter mir gelassen habe. Es sind genau siebenundfünfzig … ernüchternd! Meine Prognosen verschlechtern sich im Nu wieder erheblich.

Aber das Wetter passt wenigstens, bis auf den Wind, der kommt noch immer … na ihr wisst schon! Und das nicht zu schwach. Es ist eigentlich eine ganz schöne Umgebung hier, viel Feld, wenig Höhenmeter – was mir sehr gut in den Kram passt – und nette Straßen.

Nur der Wind, der wird immer stärker und ich immer schwächer.

Langsam beschleicht mich das Gefühl, nicht genug zum essen bei mir zu haben. Ein kleines Loch tut sich in meiner Magengegend auf und entwickelt sich langsam zu einem Schwarzen Loch, das alles, vor allem meine wenigen Körner, ins Nichts saugt …

nur nicht den Wind, auf den hat das Schwarze Loch keine Lust.

Noch siebenundfünfzig Kilometer: meine Moral geht den Bach runter, ich habe keine Lust mehr. Noch fünfunddreißig Kilometer: meine Moral ist, wie die hiesige Meterzahl über NN, im Minusbereich, ich brauche dringend was zu Essen. Noch siebenundzwanzig Kilometer: Moral noch immer nicht über Null, doch eine Bäckerei ist in Aussicht. Zuckerzufuhr in Form von Brötchen zur Bekämpfung des noch immer in mir wütenden Schwarzen Lochs … Zwei Kilometer und gefühlte zehn Minuten später:

Dem Wind habe ich mich längst geschlagen gegeben und ich fahre nur noch auf Ankommen.

Das Brötchen wirkt noch nicht. Bahnhofstraße. Ich kaufe mir ein Ticket und steige in den Zug. Es wären nur noch zehn Kilometer bis zum Ziel gewesen …

doch dieser doofe Wind hat am Ende gewonnen.

Schlechtes Gewissen? Keine Spur! Normalerweise stände ich jetzt schon unter der Dusche. Auf meinen letzten Metern zur Jugendherberge beschert mir die Lage des Bahnhofs noch etwas Rückenwind. Meine Tour nimmt also doch noch ein gutes Ende! Zum Abendessen gibt es einen großen Salat mit irgendwie so Brot. Hätte mehr sein können, doch das Schwarze Loch ist fürs Erste gesättigt. Die Osterhasen hier bereiten sich schon auf Ostern vor und ich werde mich noch ein wenig meinem Fernstudium widmen. Denn man tau!

Die Mieke

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