Mein zweites Bundesligarennen – Eigentlich im Saarland, aber auch irgendwie in Frankreich
Am Samstag, dem 24. April 2010 ging es los!
Um 08:30 Uhr trafen wir uns wieder einmal in Köln bei Peter, ich musste zum Glück nicht wieder so früh aufstehen, ich habe in Düsseldorf bei meinen Großeltern übernachtet.
Auch wenn eine gewisse Feindschaft zwischen Düsseldorf und Köln herrscht, gab es keine ernsten Auseinandersetzungen zwischen meiner aus Düsseldorf stammenden Mutter und alt eingesessenen Kölnern, die im Team mitwirken!
Um etwa 11:30 Uhr kamen wir im Saarland an. Vor einem unscheinbaren Haus wartete schon Viviens Mutter sehnsüchtig darauf, uns vier Mädels und nicht zu vergessen Peter, ohne Bezahlung zu verwöhnen. Das konnten wir nicht auf uns sitzen lassen und übergaben ich doch noch einen Gutschein.
Auch Vivien hat scheinbar viel von den gastfreundschaftlichen Genen ihrer Mutter geerbt und präsentierte uns gleich zwei leckere Nutellakuchen, die wir natürlich gleich mit großer Hingabe verspeisten.
Maurice, der kleine Bruder von Vivien kochte sehr guten, man kann auch sagen sehr starken Kaffee, sodass Peter nur eine Tasse trinken musste, um wieder voll auf dem Laufenden zu sein.
Gemütliches Kaffekränzchen
Beim gemütlichen Kaffeekränzchen auf der Terrasse der Großeltern, lernte ich auch gleich den Hund Danny, von der Rasse Shih-Tzu und den Tollpudel, dessen Namen ich nie erfahren habe, aber dessen Geräusche mir immer im Ohr bleiben werden, kennen.
Außerdem losten wir noch die Zimmer aus: Rebecca und ich schliefen im Keller in Viviens Zimmer und Jessika und Christina im Zimmer von Maurice, der kurz nach unserer Ankunft Reißaus genommen hat.
Mit vollem Bauch fuhren wir dann, nachdem wir uns umgezogen hatten, zur Rennstrecke, die etwa eine halbe Stunde von dem Haus der Familie Schmidt entfernt lag, zur Vorbelastung.
In einer schön breiten Doppelreihe gurkten wir im niedrigsten G1-Bereich die 14 km lange und ziemlich hügelige Rennstrecke drei mal ab.
Jessika und mir fiel gleich der schöne Ortsname „Rammelfangen“, der am Ende des drei Kilometer langen Anstiegs lag, auf. Und ich machte mir so meine Gedanken zur Entstehung dieses Ortes.
Zur Vorbelastung drückten wir uns einmal die ansteigende Zielgerade hoch, da merkte ich, dass diese sich ziemlich hinzog.
Als wir fertig waren, entdeckte ich einen kleinen schwarzen Streifen auf meiner Hand, bei näherer Betrachtung erkannte ich, dass es eine winzige Raupe war, die sich voller Anmut bewegte, aber wahrscheinlich mit riesiger Angst versuchte, den entzückt guckenden Monstern, die wir darstellten, zu entkommen. Die arme Raupe ist nun wahrscheinlich in der Waschmaschine, da sie irgendwann auf meinen schwarzen Armling gekrochen ist und ich sie nicht mehr entdecken konnte. Somit kann man auch ausschließen, dass Raupen vorausschauend denken können.
Bevor wir zurückfuhren, erledigten wir noch eine wichtige Sache: Einmal über die französische Grenze fahren, sich freuen, dass man in Frankreich ist und wieder zurückfahren!
Als wir wieder bei Vivien waren, wurde uns gleich angekündigt, dass Mani, der Fotograf mit Leib, Seele und vielen Objektiven, um 17:00 Uhr ankommen würde, um mit uns neue Teamfotos zu schießen.
Also sprangen wir schnell unter die Dusche und machten uns hübsch, damit Mani später nicht so viel retuschieren muss!
Bei strahlendem Sonnenschein gab es dann also ein Fotoshooting im von Maurice frisch gemähten Garten.
Als wir nach einigen hundert Fotos, auf denen Teilweise ein behaartes Lebewesen namens Danny zu sehen war, fertig waren, wartete schon ein riesiger Pott Nudeln auf uns.
Mit lustigem Spaghettibesteck machten wir uns also an die von Vivien aufgefüllten Portionen…sie hat es ja nur gut gemeint mit den ordentlich vollen Tellern.
Diese waren wahrscheinlich auch das Geheimnis unseren Erfolges am Sonntag…!
Nach einer sehr gut überstandenen Nacht und einem unsanften Weckgeräusch des Radios, gab es um 06:00 Uhr Frühstück. Dabei konnte man super müde Gesichter beim Kauen von Brötchen beobachten!
Um 07:00 Uhr war Abfahrt zur Rennstrecke
Dort angekommen waren wir gleich die ersten beim Einschreiben, dafür sollte es auch mal Prämien geben, wäre leicht verdientes Geld.
Um 08:25 Uhr und nach einigen Toilettengängen, war Beginn des Rollenprogramms…für mich das erste Mal!
Also hier, für alle, die es wissen wollen, der Ablauf:
1. Aufsteigen, wäre ja schon mal nicht schlecht…
2. Zehn Minuten G1
3. Zehn Sekunden Sprint
4. Zwei Minuten G1
5. Zehn Sekunden Sprint
6. Einmal gequält gucken fürs Foto
7. Zwei Minuten EB
8. Sechs Minuten G1
9. Absteigen und Schweiß abwischen
Um 08:45 Uhr waren wir fertig mit dem Rollenprogramm und allmählich wurde die Aufregung unerträglich.
Um 09:00 Uhr war Start des Rennens der Senioren, gleich danach, um 09:05 Uhr folgte der Start unseres Rennens, zusammen mit den Frauen.
Das Rennen
In der ersten Runde war das Fahrerfeld noch geschlossen und Jessika, Vivien und Christina konnten sich gut im Feld halten, Rebecca, die immer noch mit ihren schmerzenden Knien kämpft, war hinter mir, sodass ich nicht sagen kann, wo sie war, ich bin ja nicht Woldemord.
Ich kam irgendwie auch nicht so gut zurecht, immer fiel ich nach hinten zurück.
Deshalb war ich auch froh, als es in der zweiten Runde eine Attacke gab, dadurch bildeten sich die Spitzengruppe, dahinter die Gruppe, der ich angehörte und danach die Gruppe mit Vivien, Jessika und Christina.
In der dritten Runde überfielen mich schreckliche Gedanken wie: „Warum tust du dir das an?“, „Ich steig bald aus, ist doch alles sch*****“!, oder „Die sind doch ehe alle besser als du!“. Diese leistungszerstörenden Gedanken konnte ich zum Glück mit einer Ladung moralisch aufbauendem, nach Banane schmeckendem Gel wegpusten.
Bald sprach mich ein ehemaliges SRM-Teammitglied an, es seien nur noch fünf Juniorinnen im Feld, dem ich angehörte. Das brachte mir ein Lächeln ins Gesicht, denn nach langen fünf Minuten kam ich zu dem Schluss, dass ich also sechste werden könnte und dass Leistungssport nicht gerade Konzentrationsfördernd ist.
Am Ende der vierten Runde zog ich mir noch eine Packung Gel rein, kann ja nicht schaden… .
Und dann war es auch schon soweit, die Zielgerade war vor Augen, da war ich aber aufgeregt…
Ziemlich am Ende des Feldes kam ich aus der Abfahrt und versuchte mir den Weg durch lautes Rufen frei zu machen, die Frauen fuhren auch zur Seite und schon hatte ich nur noch zwei Juniorinnen vor mir. Dass ich Janina Brückner und Pia Weber auch noch überholen konnte, hat mich nach 70 Kilometern auf und ab auch gewundert, aber so war es eben… .
Jetzt hatte ich meinen Lohn dafür, Dopingkontrolle, viel Papierkram und 90 ml Urin später sah ich endlich meine Teamkameradinnen wieder, Jessica ist auf Platz 10, Christina auf dem 11ten Platz, Vivien ist auf dem 15ten Platz und Rebecca auf Platz 23. Durch diese tollen Platzierungen ist unser Team das zweite der Gesamtwertung und ich erschreckender Weise Gesamtführende… Jetzt darf ich ein gelbes Trikot tragen, eigentlich eine Ehre andererseits kann mich jeder auf Anhieb erkennen… Tja, Radsport eben!
Duschen hier eigentlich nur Basketballer?
Nach der Siegerehrung konnte ich endlich duschen, es war schließlich richtig warm gewesen und entsprechend habe ich geschwitzt.
Doch bevor ich zum Duschen kam musste ich, also größte im Duschraum noch für alle anderen das Wasser andrehen, da die Kräne an der Decke hingen, anscheinend duschen dort eigentlich nur Basketballer.
Wir bekamen noch zwei leckere Stücke Kuchen und dann fuhren wir auch schon wieder ab.
Jessika ist mit einer Bekannten aus ihrem Verein nach Hause gefahren, also hatten wir schön viel Platz im Auto.
Nach drei Stunden Fahrt, eingeschlossen ein 20minütiges Nickerchen von Peter, kamen wir um 17:00 Uhr in Köln an. Auf der Autofahrt zum Bahnhof habe ich meine ersten Erfahrungen mit einem I-Phone gemacht… . Ich, als unglaublich Handyfanatisches Lebewesen, fand die ganze Technik in dem Ding viel zu kompliziert, das Gleis, auf dem mein Zug abfuhr habe ich dennoch herausgefunden, Gott sei Dank!
Im ICE hatte ich keine Sitzplatzreservierung, da ich meinen Zug eine Stunde früher, mit Reservierung, verpasst hatte. Tja und so fand ich mein Glück auf dem Boden, eingeklemmt zwischen Radtasche, Koffer, Rucksack und Pokal. Als ich der Schaffnerin anstatt meiner Bahncard auch noch meine Lizenz gab, wusste jeder, dass ich Radsportlerin bin.
Ich war froh, als ich in Bielefeld ankam und mir jemand beim Tragen half, denn mir tat schon einiges weh.
Um 20:10 Uhr war ich endlich zu Hause und knallte mich auch gleich in mein Bettchen!
So war es, meine zweites Bundesligarennen, man bedenke, dass ich nicht gestürzt bin!
von Mieke Kröger