Markus Spiekermann von Miekes Heimverein, dem Radfahrerverein Teutoburg Brackwede e.V., hat ein Interview mit Mieke geführt.
RVT: Mieke, für uns Breitenradsportler ist der November der „Ruhemonat“. Ist das für dich genauso oder ist nach der Saison vor der Saison.
Mieke: Ja, eher so. Ich fahre morgen auf einen Trainingslehrgang nach Frankfurt/Oder, der ist gleichzeitig Wettkampfvorbereitung für den nächsten Bahnweltcup in Glasgow Mitte November. Dort gehe ich im Omnium an den Start. Neben der 1er Verfolgung stehen dort die fliegende Runde und 500m Zeitfahren auf dem Wettkampfprogramm. Und natürlich Punktefahren, Scratch und Ausscheidungsrennen.
RVT: Die Einzeldisziplinen und das Fahren gegen die Uhr zählen ja zu deinen Paradedisziplinen. Nun fährst du verstärkt auch die Wettkämpfe mit direkter Konkurrenz. Welche Ziele verbindest du damit?
Mieke: Meine erste Elitesaison hat mir gezeigt, dass ich noch vieles lernen muss, vor allem das Zurechtkommen in engen Rennsituationen. Im nächsten Jahr möchte ich mit etwas mehr Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen am Start stehen. Durch die Wettkämpfe auf der Bahn kann ich mich darauf ganz gut vorbereiten.
RVT: Konkret: wie müsstest du in Glasgow abschneiden, damit du die Sache für dich als Erfolg verbuchen kannst?
Mieke: Das hängt sehr davon ab, welche Starterinnen am Ende tatsächlich teilnehmen. In der 1erVerfolgung wäre ich schon gerne ganz vorne dabei, vielleicht sogar mit persönlicher Bestzeit. Wenn ich mich insgesamt im Mittelfeld platziere wäre ich sehr zufrieden.
RVT: Und danach? Was kommt im Winter, was in der nächsten Saison?
Mieke: Da ist noch vieles in der Schwebe. Es gibt zwar Gespräche mit interessierten Teams, aber sowohl von meiner Seite als auch in der Rad-Szene insgesamt gibt es zur Zeit viele viele Unbekannte. Spruchreif ist deshalb noch nichts.
RVT: Bleiben wir zunächst in der Szene. Leider hat der Radsport durch die Veröffentlichung der Dopingvergangenheit von Armstrong und seinem Team wieder für dicke Negativschlagzeilen gesorgt. Schlägt das auch bis in den Profi-Frauenradsport durch?
Mieke: Das scheint so zu sein, obwohl der Frauenradsport bisher von großen Dopingskandalen ja verschont geblieben ist. Das ein so langjähriger und namhafter Sponsor wie Rabobank aussteigt zeigt aber, dass es wohl eine grundsätzliche Verunsicherung gibt. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass zumindest einige Teams selbst keine Planungssicherheit haben. Da ist es natürlich umso schwerer verlässliche Zusagen zu kriegen. Trotzdem hoffe ich, dass es irgendwo klappt.
RVT: Wie wirken die Vorgänge um Armstrong auf dich?
Mieke: Ich bin irgendwie auch froh, dass es nun öffentlich wird und wünsche mir, dass alle Verantwortlichen und Beteiligten nun endlich merken, was für uns Radsportler auf dem Spiel steht. Ich hoffe, dass die jüngsten Ereignisse sozusagen ein Paukenschlag sind, mit dem eine teilweise sehr unrühmliche Zeit zu Ende geht. Trotzdem muss das Thema in der Diskussion bleiben, damit es nie wieder so wird.
RVT: Du hast mit Blick aufs nächste Jahr aber auch von Unbekannten auf deiner Seite gesprochen.
Mieke: Ja, ich möchte gerne anfangen zu studieren. Am liebsten Sport, aber auch ein Studium der Neurowissenschaften würde mich sehr interessieren, gerade auch wegen der Nähe zum Sport.
Ich weiß noch nicht, ob und wie dass unter einen Hut zu bekommen ist, es wird bei meinen Entscheidungen für ein Team aber eine wichtige Rolle spielen. Beide Studiengänge wären mit einem Umzug nach Köln verbunden. Das steht also auch noch an.
RVT: Mieke, Hand auf´s Herz: Profisport oder Studium, was hätte im Moment Priorität?
Mieke: Ich hoffe, das beides zu machen ist. Aber ganz ehrlich: Ein Radrennen auf sagen wir mal regionaler Ebene ist für mich in Moment keine Herausforderung. Ich möchte mich als Sportlerin weiter entwickeln und wünsche mir sehr, die Gelegenheit zu bekommen.
RVT: Dann wird 2013 ja wohl das Jahr der Entscheidungen. Wenn du auf „deinen“ RV Teutoburg Brackwede blickst: Was verbindet dich mit deinem Heimatverein.
Mieke: Ich fühle mich hier gut aufgehoben. Im Verein habe ich das kleine 1mal1 des Radfahrens gelernt und konnte meine ersten Erfolge feiern. Auch als es dann weiter ging fühlte ich mich gut begleitet. Heute schätze ich es, dass viele Menschen im Verein meinen sportlichen Werdegang mit Sachverstand verfolgen und meine Leistungen einzuordnen wissen. Ich fahre immer noch gerne zum Vereinstraining, besonders mit unseren Jugendfahrern. Da bin ich immer ansprechbar. Aber sehr oft habe ich nun andere Trainingspläne und Veranstaltungstermine. Allzu häufig kann ich daher nicht mehr kommen.
RVT: Mieke, wir hoffen, dich noch oft in Bielefeld zu sehen. Für deine nächste Saison wünschen wir dir alles Gute, halt uns auf dem Laufenden.
Vielen Dank für dieses Interview.